Kachelzählerin (lat. numeratrix cacabus) f.,
zusammengesetzt aus
Kachel f. mhd. kachel(e),
ahd.
chachala, von Oberitalien her entlehnt aus
vulgärlat. cac(c)ulus, -a 'Kochgeschirr', lat.
cac(c)abus
'Tiegel, Pfanne zum Schmoren' und
Zähler m. in der
Bruchrechnung: Lehnübers. des mlat. numerator (
f -trix):
In Westeuropa nahezu in Vergessenheit geratener
ausschließl. weibl. Beruf, der sich bis in die Antike
zurückverfolgen lässt, erstmals schriftl. belegt in einer
Handschrift aus dem 12. Jh. Urspr. Aufgabe der K. war
die Ermittlung der genauen Anzahl verwendeter Kacheln
in Mosaiken. Ab Barock Änderung des Tätigkeitsfelds der
K., nun auch zu Kontrollzwecken bei Bauvorhaben aller Art
eingesetzt. Seine Blütezeit erlebte der Beruf der K. während
der Industrialisierung, als die K. auch zum Zählen von
Backsteinen herangezogen wurde.
Moderne Arbeitsmediziner stehen dem Beruf der K.
skeptisch gegenüber. Untersuchungen aus den 1970er
und 1980er Jahren in Frankr. und Österr. stellten bei in
diesem Berufsfeld tätigen Personen ein gehäuftes
Auftreten von Augenentzündungen, Kopf- und Kreuz-
schmerzen, Schwindelgefühl, Desorientierung sowie
Realitätsverlust fest. Seit den 1990er Jahren werden K. in
Westeuropa nur noch sehr selten eingesetzt. Die letzte
hauptberufl. K. war zu Beginn des 21. Jh. in
Nürnberg/Franken tätig.
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